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Eine gesunde Ernährung – darauf legen immer mehr deutsche Verbraucher gesteigerten Wert. Sie informieren sich gezielt und genießen bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt das Meinungsforschungsinstitut Forsa, das im Oktober 2015 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, kurz BMEL, 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren zu ihren Essgewohnheiten befragte. Die Zufriedenheit der Verbraucher ist groß, Handlungsbedarf besteht aber dennoch.
Gesunde Ernährung im Fokus der Verbraucher – Die Ergebnisse des BMEL-Ernährungsreports 2016
Wie der Ernährungsreport 2016 zeigt, ist die Einstellung hinsichtlich der gesunden Ernährung meist alters- und geschlechtsspezifisch. Im Allgemeinen essen Frauen vitaminreicher und eiweißärmer als Männer. Rund 85 % der weiblichen Bevölkerung essen täglich frisches Obst und Gemüse, bei den Männern sind es hingegen nur 66 %. 3 % aller Frauen ernähren sich vegan und rund 6 % vegetarisch. Bei den Männern verzichtet nur rund 1% auf Fleisch. Etwa 12% aller Deutschen leiden an einer Allergie oder Lebensmittelunverträglichkeit.
Hiervon sind junge Erwachsene und Frauen sowie die Bewohner von Großstädten häufiger betroffen. Diese Personengruppe ist in besonderem Maße auf eine gesunde Ernährung angewiesen und meidet unter anderem gluten-, fruktose- oder laktosehaltige Lebensmittel. Die Lust auf Süßes scheint weniger geschlechts-, sondern vielmehr altersabhängig zu sein. Besonders gerne naschen die 30- bis 44-Jährigen mehrmals am Tag Kekse, Schokolade und Gummibärchen. Junge Erwachsene und Senioren ab 60 Jahren sind beim Griff in das Süßwarenregal deutlich zurückhaltender und legen mehr Wert auf eine gesunde Ernährung.
Im Hinblick auf die Schonung der Ressourcen gibt es dringend Nachholbedarf. Rund 42 % aller Befragten werfen mindestens einmal in der Woche Nahrungsmittel weg, zumeist, weil sie verdorben sind. Mit 27 % landen Obst und Gemüse am häufigsten in der Tonne, gefolgt von den Brotwaren mit 21 %. Sparsamer sind Alleinstehende und Menschen der 60plus-Generation. 67 % der Senioren und 58 % der Singles führen sämtliche Lebensmittel einer sinnvollen Verwertung zu. Zu den beliebtesten Speisen zählen in der Bundesrepublik Nudel- und Pasta-Gerichte. 35 % aller Deutschen essen das am liebsten. Etwa jeder Fünfte freut sich auf Gemüse und Kartoffeln. Dann erst folgen Fisch und Salat, Pizza und Fleisch.
Qualität hat ihren Preis – Verbraucher akzeptieren das!
Etwa drei Viertel der Befragten sind mit den Bedingungen, unter denen in Deutschland Lebensmittel produziert werden, zufrieden. Dennoch wünschen sich 88 Prozent der Umfrageteilnehmer verbesserte und artgerecht gestaltete Lebensbedingungen für Nutztiere. 86 % sprechen sich für eine faire Bezahlung der Landwirte aus und 70 % fordern eine bessere Umweltverträglichkeit. Tierische Nahrungsmittel stehen bei den Deutschen auch weiterhin hoch im Kurs. Bei 22 % der Frauen und 47 % der Männer kommt täglich Fleisch oder Wurst auf den Tisch. Dass es den meisten Verbrauchern, die auf eine gesunde Ernährung achten, nicht gleichgültig ist, woher das Fleisch stammt, geht ebenfalls aus der Studie hervor.
Die Mehrheit der Deutschen ist gerne bereit, für das Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen. 45 % der Befragten würden auf jeden Fall mehr für das Fleisch artgerecht gehaltener Tiere ausgeben, 44 % zeigen sich hierfür eher bereit. Im Durchschnitt akzeptieren die Verbraucher einen Kilopreis von etwa 16,50 Euro anstatt der üblichen 10 Euro für Nahrungsmittel aus der konventionellen Massentierhaltung. 82 % der befragten Personen hätten gerne nähere Angaben über die jeweiligen Haltungsbedingungen auf der Verpackung. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, die als Synonym für eine gesunde Ernährung stehen, wird daher weiterhin steigen.
Auch die Regionalität (Herkunft) spielt beim Kaufverhalten eine immer größere Rolle. 76 % der Umfrageteilnehmer bevorzugen regionale Waren. Je älter der Verbraucher, desto wahrscheinlicher ist der Griff zu einem Produkt aus heimischer Erzeugung. Bei 61 % der Deutschen beeinflussen die Informationen über den Nährwert und die Inhaltsstoffe die Kaufentscheidung. Bei rund 58 % spielt der Preis eine besondere Rolle. Das Markenbewusstsein ist mit 38 % weniger ausgeprägt. Rund ein Drittel der Verbraucher orientiert sich gezielt an Qualitätssiegeln, die jedoch von der Mehrheit aller Deutschen geschätzt werden.
Breite Akzeptanz für gesunde Ernährungskonzepte
Auch wenn es dem überwiegenden Teil der Konsumenten gelingt, sich gesund zu ernähren, gibt es dennoch erhebliche Defizite. Immer mehr Deutsche, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, sind übergewichtig. Wie die Studie zeigt, ist die Wertschätzung für Lebensmittel bei den Heranwachsenden zudem unterdurchschnittlich ausgeprägt. Über zwei Drittel aller Schüler werfen mindestens einmal in der Woche Essen in die Mülltonne.
Deshalb fordert Ernährungsminister Christian Schmidt ein eigenständiges Schulfach zum Thema „Ernährung“. Über 90 % der Befragten stehen hinter diesem Vorschlag und wünschen sich eine umfassendere Ernährungsbildung an Schulen und Kitas. 43 % halten sogar eine Besteuerung ungesunder Lebensmittel für sinnvoll. Das Interesse für eine gesunde Ernährung ist bei den meisten Deutschen vorhanden. Das zeigt auch die Nachfrage nach speziellen Light-Produkten. Rund 19 % aller Deutschen greifen auf diese Nahrungsmittel zurück. Tendenziell sind es mehr Frauen, die fett- oder zuckerreduzierte Lebensmittel bevorzugen. Bei den Jugendlichen ist es rund jeder Vierte, der sich für Light-Produkte entscheidet. Eine gesunde Ernährung trifft bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Akzeptanz. Insbesondere für die Hersteller und Händler von Bio-Produkten und regionalen Erzeugnissen, aber auch von Gesundheitskost und Nahrungsergänzungsmitteln aus ökologischer Erzeugung ergeben sich hier ausgezeichnete Marktchancen.
Quellen:
- Deutschland, wie es isst – Der BMEL-Ernährungsreport 2016
- Die Ergebnisse der Studie direkt downloaden (PDF, 651 KB)
Bildquellen
- Gesunde Ernährung, regionale Herkunft, nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln: Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
- Gesunde Ernährung, regionale Herkunft – der Ernährungsreports 2016: leonori
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