Inhaltsverzeichnis
- Wie hat sich der Markt für Social Business in den letzten Jahren entwickelt?
- Welche wirtschaftliche Bedeutung hat das Social Business?
- Wie unterscheiden sich NGOs, NPOs und Social Business?
- Wie finanzieren sich Social Business Unternehmen?
- In welche Branchen ist das Social Business relevant?
- Welche konventionellen Unternehmen betreiben heute Social Business ganz oder in Ansätzen?
- Weitere Informationen und Austausch zum Thema Social Business
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Unternehmen der Social Business Economy stellen ihr wirtschaftliches Handeln in den Dienst der Lösung von sozialen und ökologischen Problemen. Ursprünglich wurde das Konzept entworfen, um den Kapitalismus im Sinne der sozialen Gerechtigkeit und der ökologischen Anforderungen zukunftsfähig zu machen. Maßgeblich geprägt hat den Begriff des Social Business der indische Geschäftsmann Muhammad Yunus.
Mit seinem Engagement stellte der Friedensnobelpreisträger (2006) die Wirtschaft in den Dienst des Volkes und propagierte die flächendeckende Gründung von Sozialunternehmen, die nicht der eigenen Gewinnmaximierung sondern dem Nutzen aller dienen sollten. Social Business Unternehmen sind davon geprägt, dass ihre Anteilseigner keine Rendite erhalten, sondern die Überschüsse aus dem Geschäftsbetrieb vollständig reinvestiert werden bzw. zu Gunsten anderer sozialer und gemeinnütziger Projekte eingesetzt werden.
Dieser „Wirtschaftszweig“ leistet heute einen enormen volkswirtschaftlichen Beitrag – national und weltweit. Man geht davon aus, dass rund 80 Prozent der Menschen in den Entwicklungsländern unter Armut leiden. Und auch in Industrienationen wächst die Zahl derer, die unterhalb der Armutsgrenze leben und denen der Zugang zu Bildung und Wohlstand aufgrund Herkunft, Gesundheitszustand oder anderweitiger Benachteiligung verwehrt ist. Überbevölkerung, Globalisierung und die übertriebene Gewinnorientierung, vor allem internationaler, von den Kapitalmärkten getriebener Konzerne, tragen jeweils zu nicht unerheblichen Teilen zu dieser Entwicklung bei.
Im Zuge mehr und mehr aufgeklärter Konsumenten, wächst jedoch der Druck auf Politik und Wirtschaft. Viele Menschen handeln heute verstärkt nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten und treffen ihre Kaufentscheidung bewusster. Sie engagieren sich stärker für das Gemeinwohl aller. Das veranlasst immer mehr Unternehmen dazu, ihr Handeln und Vorgehen zu überprüfen und dieses verstärkt und freiwillig in den Dienst der „sozialen Gerechtigkeit“ und der Schonung von „natürlichen Ressourcen“ zu stellen.
Eine nachhaltige Unternehmensführung ist für viele Unternehmer und Unternehmerinnen nicht länger mehr eine mögliche Option die in erster Linie dem Imagegewinn dient, sondern eine Selbstverständlichkeit für mehr konsequentes Handeln zum Wohle nachfolgender Generationen und sozial und wirtschaftlich Benachteiligter. Im Zuge dieser Entwicklung steigt auch die Zahl der Social Business Start-ups – in Deutschland sowie international.
Der Primärzweck eines Social Business besteht in erster Linie darin, zwingende soziale und ökologische Probleme zu lösen. Nutzenmaximierung steht vor Gewinnmaximierung. Im Idealfall ist die Bilanz am Ende dennoch ausgeglichen und das Social Business reinvestiert seine Überschüsse in die Entwicklung der eigenen Projekte oder in andere soziale, gesellschaftliche oder ökologische Projekte und Institutionen.
Durch ihr „soziales Engagement“ stehen Social Business Unternehmen oft im Fokus der Berichterstattung, was sich explizit positiv auf die Wahrnehmung des Unternehmens und indirekt auch auf Parameter wie Kundenloyalität und den Customer Lifetime Value auswirken kann. Sozial engagierte Unternehmen profitieren zudem von einer deutlich höheren Mitarbeiterloyalität und –Bindung, was eine höhere Produktivität und mehr Effizienz mit sich ziehen kann. Unternehmen deren Social Business Strategie jedoch primär Image- und Publicity-Zwecken dient, droht langfristig der gegenteilige Effekt.
Die Vorläufer der Social Business Idee waren die Non-Government- und Non-Profit-Organisationen, auch NGOs bzw. NPOs genannt.
Der Begriff NGOs (Nichtregierungsorganisationen) wurde ursprünglich von den Vereinten Nationen (der UNO) eingeführt, um Vertreter der Zivilgesellschaft mit Beteiligung an politischen Prozessen der UNO, von den staatlichen Institutionen abzugrenzen. Heute wird der Begriff NGO von und für Vereinigungen und Interessengemeinschaften be- bzw. genutzt, die sich unabhängig von einer Beziehung zur UNO, sozial-, gesellschaftlich und umweltpolitisch engagieren.
NPOs hingegen dienen gemeinnützigen sozialen, kulturellen oder wissenschaftlichen Zielen (ihrer Mitglieder). Sie treten in Form von Vereinen, Verbänden, Selbstverwaltungskörperschaften, Hilfsorganisationen, gemeinnützige Gesellschaften (gGmbH, gUG oder gAG), Genossenschaften oder Stiftungen auf.
Social Business Unternehmen können nach dieser Definition sowohl Strukturen und Formen von NGOs, NPOs oder eine Kombination aus beiden aufweisen.
Es gibt verschiedene Modelle der Finanzierung. In vielen Fällen verfolgen Social Business Unternehmen gleich mehrerer Erlösquellen. Sie finanzieren sich durch Spenden oder Mitgliedschaften. Andere durch die Vermarktung von sozialen Dienstleistungen und nachhaltigen Produkten. Zudem bieten Förderkreise und Stiftungen Finanzierungen an. Es gibt soziale Beteiligungsgesellschaften, die die benötigten Investitionsmittel in Form von sozialem Risikokapital (Social Venture Capital) bereitstellen. Zudem werden Social Business Unternehmen auch staatlich mit öffentlichen Fördergeldern und Gründerkapitalzuschüssen geförderter.
Oberstes Ziel aller Investitionen ist die möglichst hohe „soziale Rendite“ im Sinne einer positiven gesellschaftlichen Wirkung, dem sogenannten Social Impact.
Social Business Unternehmen finden sich in vielen Branchen wieder. Denkt man an Social Business, denkt man oft an Hilfsorganisationen oder Microfinance-Banking. Und tatsächlich ist Microfinance-Banking eines der beeindruckendsten Beispiele, wie Bankenwesen, frei von Renditetreiberei, zum Wohle aller beitragen kann. Das Microfinance-Banking umfass alle wesentlichen Finanzdienstleistungen einer konventionellen Bank ¬- Mikrokredite (micro credit), Sparkonten (micro savings), Mikroversicherungen (micro insurance), Finanztransfers und Überweisungen und Mikropensionen.
Mikrofinanz-Banken vergeben jedoch Kredite explizit an die Menschen, die aufgrund ihrer schlechten Bonität bei herkömmlichen Bankinstituten kaum eine Chance hätten. Die Begünstigten verwenden die Kredite zum Beispiel für den Aufbau einer beruflichen Existenz. Sie entkommen so nach und nach der Abhängigkeit aus Armut und Transferleistungen und entlasten damit langfristig die Allgemeinheit. Beim Micro Saving fließt ein möglichst großer Teil der von der Bank erwirtschafteten Rendite in Form hoher Zinsen an den Sparer zurück.
Auch in der IT und in der Internet-Economy finden sich viele Beispiele für Social Business Unternehmen – zum Beispiel Grüne Suchmaschinen, die Links zu Green Economy Unternehmern und Produkten explizit hervorheben und den größten Teil ihrer Einnahmen in ökologische und gemeinnützige Projekte investieren.
Wir leben im Zeitalter der Transformation – grün, digital, nachhaltig. Auch wenn der Großteil der Unternehmen kein Social Business im eigentlichen Sinne betreibt, viele Unternehmen verändern ihr Handeln und ihre Haltung deutlich erkennbar – ganzheitlich oder in Teilen, direkt und indirekt.
Berühmte Vertreter dieser Entwicklung sind Unternehmen wie zum Beispiel der Otto-Versand, der sich für eine nachhaltige Baumwollindustrie in den afrikanischen Staaten einsetzt oder das Pharmaunternehmen Pfizer, das mit seinem Engagement versucht, die medizinische Versorgung in Dorfkliniken armer Ländern zu verbessert. Der Milchproduzent Danone errichtete 2007 eine Joghurtfabrik in Bangladesch. Die hier hergestellten Produkte werden mit lebenswichtigen Nährstoffen angereichert, um eine Mangelernährung der einheimischen Kinder zu verhindern. BASF stellt seine nicht genutzten Patente für soziale Projekte zur Verfügung.
Mit einem Spendenaufkommen von rd. 11 Mrd. Euro lag die Spendenbereitschaft deutscher Unternehmen im Jahr 2011 nahezu auf Rekordniveau (Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln – 2011)
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Pierre Schramm
CEO, SKA Network
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