Neben der »digitalen Revolution« dürfte die Green Economy eines relevantesten »Big Things« unserer Zeit sein. Doch was genau ist die Green Economy. In meinen Gesprächen mit Kunden und Studenten stellen sich immer wieder Fragen wie diese: „Handelt es sich dabei um einen Technologietrend? Ist es eine in erster Linie von der Politik getriebene Entwicklung? Zählen nur Start-Ups und rein grüne Unternehmen dazu oder ist letztendlich jedes Unternehmen, dass sich in der Unternehmensführung für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzt Teil dieser grünen Revolution, der »Green Transformation bzw. Transition«?

Also. Was genau ist die Green Economy?

Im Kern umfasst die Green Economy alle Teilnehmer einer kohlenstoffarmen, ressourceneffizienten und sozial inklusiven Wirtschaft, in der Einkommen und Beschäftigung durch Investitionen in Nachhaltigkeitsinnovationen entstehen. Unter Green Economy versteht sich daher die gesamte Bandbreite der Ökonomie und Politik mit der Relevanz einer nachhaltigen Entwicklung“.

Die Entstehung dieses Leitgedankens entstand in Deutschland Mitte der 80er Jahren. Der Politikwissenschaftler Martin Jänicke sprach in seiner Rolle als Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin als erster von der Notwendigkeit einer »ökologischen Modernisierung« der Wirtschaft und Politik. In etwa zur gleichen Zeit griffen weltweit viele Nationen diesen Gedanken auf und nutzen ihn um die von Umweltschützern postulierten »Grenzen des Wachstums« in neue, umweltgerechte Bahnen zu lenken.

Wachstum muss mit den Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeit einhergehen, um weiterhin Profitabilität zu ermöglichen. In dieser Zeit wurde auch der Begriff der Inklusion geprägt, wodurch besonders die produzierenden Länder in den Prozess einbezogen wurden. Heute gilt Green Economy als wichtigstes Umweltkonzept der Vereinten Nationen und ist einer der am dynamischsten wachsenden Wirtschaftszweige des 21. Jahrhunderts.

International entstanden die ersten relevanten Überlegungen einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft 1992 im Rahmen des Erdgipfels in Rio de Janeiro. 2012 bekräftigten die Vereinten Nationen dieses Versprechen anlässlich der United Nations Conference on Sustainable Development „Rio+20“ in Rio de Janeiro.

 

Die Treiber der Green Economy Transformation

Zu den relevanten Treibern der Green Transformation zählen heute vor allem die Leitmärkte und Branchen …

  • Energie (umweltfreundliche Energie und Energieeffizienz)
  • Wasser- und Versorgungswirtschaft (Ressourcenschonung & -Effizienz)
  • umweltverträgliche Mobilität (Elektromobilität sowie alternative Infrastruktur- und Verkehrsmanagementsysteme)
  • Abfall- und Kreislaufwirtschaft (Recycling und Umweltschutz bei der Entsorgung)
  • Landwirtschaft (Bio- und Öko-Produkte sowie regional Food)
  • Green Services wie Green Banking, Green Marketing, …
  • nachhaltiger Konsum (Green Fashion, Green IT, Green Living etc.)

Diese grünen Leitmärkte sind in Deutschland schon lange keine Nischenmärkte mehr. 2011 betrug deren Marktvolumen (exklusive nachhaltiger Konsum) rd. €285 Mrd. (BMU 2012: 32; IFOAM 2012). Im Vergleich zum deutschen Automobilbranche, deren Umsatzvolumen 2011 €351 Mrd. betrug, stellen diese grünen Leitmärkte inzwischen einen essentiellen Wirtschaftsfaktor in Deutschland dar (Quelle: adelphi / Borderstep Institut Studie: Treiber und Hemmnisse der Transformation der deutschen Wirtschaft zu einer Green Economy). Zudem erbringen diese Leitmärkte erhebliche Investitionen für Innovation und Meinungsbildung sowie Forschung & Entwicklung.

GreenTech made in Germany 3.0 - Umwelttechnologie-Atlas für GreenTech made in Germany 3.0 - Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland und die Green Economy

Bild-Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

Der Handlungsbedarf ist hoch. Zum einen schwinden die natürlichen Ressourcen in einem sich deutlich beschleunigendem Maße (in dessen Folge sich Rohstoffe, Produktions- und Betriebsmittel und Transportwege zunehmend verteuern werden). Zum anderen werden Unternehmen heute von Verbrauchern, im Hinblick auf deren umweltgerechtes Verhalten, deutlich strenger begutachtet und beurteilt als dies noch vor 20 Jahren der Fall war. Unternehmen, die heute ohne Rücksicht auf Wohl von Natur und Gesellschaft produzieren, und sich schonungslos an den natürlichen und humanen Ressourcen bedienen, sehen sich deutlich massiveren „Angriffen“ der Öffentlichkeit ausgeliefert. Empfindliche Umsatzeinbußen und ein nicht unerheblicher Imageschaden sind nicht selten die Folge dieses unachtsamen Verhaltens.

Das Bundesministerium für Umwelt (BMU) schätzt, dass sich die Green Transformation zum Green Economy Unternehmen rechnet. Das Ministerium geht für diese Unternehmen von Umsatzsteigerungen von bis zu 10,6 % bis 2015 aus. (Quelle: Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland; Februar 2012).

 

Ein Wachstumsmarkt mit Herausforderungen und viel Wettbewerb

Die Märkte für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen entwickeln sich international und wachsen überproportional. Die Zahl und Stärke der Konkurrenten und Wettbewerben wird daher deutlich zunehmen. Bisher konventionell ausgerichtete Unternehmen werden zunehmend mit Innovationen, Marktmacht und mit viel Kapital ausgestattet in die grünen Märkte drängen.

Im Zuge dieses Wachstums wird es in der Green Economy daher nicht nur „Gewinner“ der Transformation geben. Branchen oder Produktionsmodelle, die im Kontext der Green Economy nicht zukunftsfähig sind werden nicht überleben können. Die Entwicklung bedarf gesellschaftlicher, technischer und politischer Lernprozesse und ein Höchstmaß an Wachsamkeit und Veränderungsbereitschaft. Anderenfalls erwartet konventionelle Unternehmen im Zuge der Green Transition ein ähnliches Schicksal wie seinerzeit das der »Old Economy« im Zuge der Digitalisierung. Das macht eine proaktive Gestaltung des Transformationsprozesses aller Beteiligten daher unabdingbar.

 

Das grüne Potential schlummert überall

Praktisch für jedes Unternehmen lohnt der Blick auf die eigenen Chancen, Stärken, Risiken und Schwächen im Zuge des Green Transformation Prozesse. Praktisch überall im Unternehmen können Überlegungen zum Greening ökologische und ökonomische Verbesserungen bewirken. Absulte Bedingung! Das Engagement zum Greening darf nicht aus Gründen des Greenwashing wie im Fall der CSR-Kommunikation geschehen. Das grüne Engagement muss aufrichtig und authentisch sein und aus Überzeugung geschehen. Anderenfalls sind Schäden für das Unternehmen und die Marke vorprogrammiert.

Greening funktioniert nicht nur Großen sondern vor allem im Kleinen. Hier drei Beispiele die nicht nur nachhaltig sind, sondern gleichzeitig Arbeitsplätze sichern und neue mit völlig neuen Anforderungsprofilen entstehen lassen:

  • die Wahl für heimischer, umweltfreundlich hergestellter Produkte reduzieren den CO2-Ausstoss und schont die natürlichen Ressourcen
  • die Wahl für Green-IT-Produkte steigert die Recycling- und die Wiederverwertungsquote hochwertiger Rohstoffe (Edelmetalle) und senkt langfristig die Beschaffungskosten
  • die Wahl für Green Marketing steigert die Effizienz, beschleunigt die Gewinnung neuer Zielgruppensegmente und sicher langfristige Kundenloyalität

Andere Unternehmen verstärken ihre Bemühungen bei der Optimierung der Herstellungsprozesse. Dadurch senken sie den Energieverbrauch und die Schadstoffbelastung. Und in welchen Bereichen kann Ihr Unternehmen grüner werden? Fragen wie diese stellen den Beginn einer nachhaltigen, inkludierenden und umweltgerechten Unternehmensführung dar. In jedem Betrieb!

 

Das politische Engagement im Green Economy Transformationsprozess

Das politische Engagement zur Förderung von Green Economy- Transformation ist hoch. Im September 2012 haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) mit der Konferenz „Green Economy – Ein neues Wirtschaftswunder?“ einen Agendaprozess der Green Economy in Gang gesetzt, der das Ziel zur Formulierung einer Forschungsagenda für neues, nachhaltiges Wirtschaften hat. Darüber hinaus sollen die Rahmenbedingungen und Instrumenten für grüne Innovationen sowie Governance-Fragen definiert werden. Die Green Economy Agenda soll im Sommer 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

 

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pierre.schramm@ska-network.com'

von Pierre Schramm

Pierre ist Experte für Digital Leadership und strategisches Marketing in den digitalen Medien. Er verfügt über langjährige Managementerfahrung in der digitalen Wirtschaft sowie in rennomierten Verlagshäusern.

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