Das Social Business & die Green Economy: Durchstarten mit maximaler Schubkraft. Oder, ein Schattendasein mit angezogener, ideologischer Handbremse fristen?

Interview mit Holger Lietz, Keynote Speaker, Manager und Kampfpilot.

Quo vadis Green Economy? Was vor gut 30 Jahren als Revolution in der Nische begann, ist inzwischen zum Massenmarkt avanciert. Doch Green Economy ist nicht gleich Green Economy. Während sich High-Tech-Unternehmen z. B. im Green Tech Sektor seit Jahren über volle Auftragsbücher erfreuen, kämpfen andere Player wie zuletzt das einstige Vorzeige-Start-up Veganz um das nackte Überleben.

Heute zu Gast im Interview: Holger Lietz. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Keynote Speakern, ist Managementberater und war 20 Jahre im Top-Management nationaler und internationaler Corporates tätig. Mit ihm spreche ich heute über Manager-Typen, Entscheidungsfindungsstrategien sowie über notwendige Ansätze für die Green Economy, um sich gegenüber dem konventionellen Wettbewerb in Stellung zu bringen.


Durchstarten mit maximaler Schubkraft

SKA Network (SKA): Herr Lietz, Ihr Credo lautet „Maximale Schubkraft für Ihr Business“! Wie ist es Ihrer Meinung nach derzeit um die Schubkraft in der Green Economy und dem sozialen Sektor bestellt?

Holger Lietz: Ich würde in meinem Sprachduktus behaupten, man schraubt seit Jahren ohne Erfolg an einem Triebwerkschaden herum, aber ohne ein funktionsfähiges Triebwerk hebt ein Jet leider nun mal nicht vom Boden ab. Mein Eindruck ist, die „klassische“ Green Economy ist immer noch zu sehr ideologisch unterwegs. Sie sucht ihr Heil nach wie vor in der ideologischen Nische und stilisiert Bio zu etwas das Premium ist, während die konventionellen Unternehmen, allen voran die Supermarktketten oder auch Marken wie Rügenwalder Mühle, die attraktiven Margen von „Bio“ schon längst erkannt haben und der Bio-Gründerszene den Rang ablaufen.

SKA: Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Sind die Gründe dafür eher intern oder am Markt zu suchen?

Holger Lietz: Ich denke, die Gründe sind zum größten Teil intern zu suchen. Sehen wir uns zum Bespiel den sozialen Sektor an. Zum einen haben die großen gemeinnützigen Organisationen, wie alle Organisationen, die nicht profitorientiert sein müssen, ihr Hauptaugenmerk auf die Beantragung und Bewilligung von Fördergelder gerichtet. Mit Fördergeldern – also Geld, das man als Unternehmer nicht selbst verdient hat – und verbandsähnlichen Strukturen ist man allerdings nicht besonders agil am Markt unterwegs. Nicht das ich falsch verstanden werde, ich bin kein Kritiker von NGOs oder Verbänden, aber eine „Sustainable Revolution“ flächendeckend auf die Straße zu bringen kann nicht ihre Aufgabe sein. Dazu haben sie weder das Personal, noch die adäquaten „Waffen“.

Zum zweiten bin ich der Meinung, dass die grüne Gründerszene und „Green Entrepreneurs“ zu lange der Überzeugung waren, dass sie die einzigen sind, die wirklich „Grün“ verstehen und können. Ich hoffe nicht, dass z.B. die Anmeldung einer Teilinsolvenz des Vorzeige-Start-ups „Veganz“ der Anfang vom Ende einer Grassroots-Bewegung ist und wir „Bio“ den traditionellen Playern überlassen müssen, für die Bio nicht mehr als ein weiteres Marktsegment ist. Denn eins zeigen die Nestlés und Whole Foods Markets in dieser Welt, der Markt ist vorhanden mit stark steigenden Wachstumsraten. Und das wird im meiner Einschätzung so bleiben. Konsumenten kaufen mehr Bio und Öko als je zuvor – denn nachhaltig ist Zeitgeist, gesund und sexy.

SKA: Was müsste der ökosoziale Sektor tun, um wirklich ernsthaft am Markt mitspielen zu können?

Holger Lietz: Ich denke, da müsste man zunächst beim Personal, bei den Managern ansetzen. Wenn ich in einem konventionellen Markt mitmischen und Skalierung erreichen will, muss ich die Mechanismen, Verkaufs- & Marketingstrukturen verstehen und anwenden bzw. durchsetzen können. D.h. ja nicht, dass ich die Ideologie über Bord werfen muss. Jedes Unternehmen hat eine Vision, Mission und ethische Grundsätze. Wenn Sie so wollen ist das auch eine „Ideologie“. Ich habe das Gefühl, genau das ist das eigentliche Problem. Die Branche hat jahrelang eher darauf geachtet, dass Management und Mannschaft uneingeschränkt ideologische, anstatt fachliche Skills mitbringen müssen.

SKA: Bedeutet das, dass immer mehr konventionelle Unternehmen in grüne und soziale Marktsegmente vordringen werden und dies auch können, weil NGOs und Green Economy selbst nicht in der Lage sind die Schubkraft auf die Straße zu bringen?

Holger Lietz: Wenn ich weder über die Strukturen, noch über die finanziellen Mittel und das Personal verfüge, muss ich strategisch anders vorgehen. Eine „Guerillataktik“ wäre hier zweckdienlicher, nach dem Motto „If you cant’t beat them, join them“. Eine Möglichkeit wären evtl. Kooperationen mit profitorientierten Playern oder bei konventionellen Unternehmen ergebnisorientierte Mitarbeiter und Manager zu implementieren, die einer nachhaltigen Ideologie folgen, statt hoch bezahlte Experten und Top-Manager bei Sozialorganisationen und NGOs zu installieren. Das ist in meinen Augen gar nicht so abwegig, denn die Generation Y ist sehr stark an den Themen Umwelt und Ökologie interessiert.

SKA: Was können NGOs und Grüne Unternehmen tun, um solch eine Strategie umzusetzen?

Holger Lietz: Ein ganz triviales Beispiel (lacht). Was machen z.B. Sportvereine, die nicht über die Mittel und das Personal verfügen, um langfristig in den höchsten Ligen mitzuspielen? Sie investieren in die Jugendarbeit und effizientes Scouting. Zudem schafft ein solcher „Stallgeruch“ die richtige Ideologie und die Motivation langfristig aufrechtzuerhalten.

SKA: In einem Gespräch, das ich kürzlich mit dem Geschäftsführer einer NGO zum Thema digitale Innovationen im sozialen Sektor geführt habe, sagte dieser: „Bevor ich zulasse, das wir uns selbst kannibalisieren, sterbe ich lieber, und wenn auch auf Raten“. Mir drängt sich oft der Eindruck auf, dass viele Manager im ökosozialen Sektor Schwierigkeiten haben, die richtigen Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunftsstrategie zu finden – weiter so wie bisher, wissend, dass der Markt sich verändert oder etwas riskieren, um in der Leadership-Position zu bleiben. Was empfehlen Sie Ihren Mandanten in solchen Fällen?

Holger Lietz: Als Kampfpilot wird von ihnen erwartet ihr definiertes Ziel zu erreichen. Ein geht nicht, ist nicht akzeptabel. Sie können ja nicht einfach abdrehen, weil das Wetter zu schlecht ist oder die Umstände zu widrig. Der Schlüssel ist die Mission-Planung und das Szenario-Management. Bekanntlich führen ja mehrere Wege zum Ziel oder nach Rom! D.h., ich würde in die Mission-Planung gehen und mir die zentrale Frage von Piloten stellen: “What if?“. Was wenn wir es so oder so machen, erreichen wir das Ziel, mit welchen Widerständen habe ich zu rechnen, was ist das Risiko für Mensch und Material?

Was tun wir, wenn dies oder jenes passiert, wie gehen wir damit um und wie agieren wir, um das Mission-Ziel zu erreichen? Gerade wenn ich der vermeintlich „Unterlegene“ bin, muss ich mir mein „Schlachtfeld“ genau aussuchen und exakt planen, wie ich vorgehe. Das hat mit ideologischem Dogmatismus absolut nichts zu tun. Um im militärischen Kontext zu bleiben, denken Sie an „Lawrence von Arabien“ während des 1. Weltkrieges.

Ihm war klar, dass er mit seinen zusammengewürfelten, zahlenmäßig weit unterlegenen und schlecht bewaffneten Beduinenkriegern keine Chance gegen das konventionelle Heer der Türken hatte. Deshalb nutze er eine Guerillastrategie und zwang im Ende als „vermeintlich“ Unterlegener das Osmanische Reich in die Knie. Zur Mission-Planung und anderen Themen gibt es zahlreiche Beiträge auf meinem Keynote Speaker-Blog.

SKA: Insbesondere bei den größeren NGOs sitzen oft altgediente und ranghohe Manager auf den Chefposten. Sie waren u.a. beim Militär. Dort findet man eine Struktur, die dieser nicht ganz unähnlich ist. Ist die aktuelle Problematik der NGOs vielleicht ein Stück weit der Altersstruktur geschuldet?

Holger Lietz: In keinster Weise. Nehmen Sie als Beispiel „Greenpeace“ oder „Sea Shepard“. Die Aktionen von beiden Organisation erinnern mich oft an militärische Aktionen: Strategisch sehr gut geplant, taktisch präzise, hoch flexibel ausgeführt und unerwartet zuschlagen, dort wo „es weh tut“. Dies ist gepaart mit einer klaren Vision des Managements, einer hohen Moral, Motivation und Begeisterung „der Truppe“ – Beispiele, dass sich Ideologie und moderne Strategien, Taktiken und Maßnahmen nicht ausschließen müssen. Einschränkend will ich deutlich machen, dass ich nicht zu einer Militarisierung der „grünen Bewegung“ aufrufe. Mir geht es vielmehr um die Strukturen, Planung und Durchführung zur Zielerreichung, die man mit modernen Vertriebs- & Marketingmaßnahmen voranbringen muss.

SKA: Eine klare Vision und ein Mission-Statement haben, für die Sache brennen und andere Begeistern – ist das die einfache Formel?

Holger Lietz:Nein, das ist zu einfach. Nur begeistert einer Fahne – „egal welcher Couleur“ –nachzulaufen reicht nicht aus. Das ist nur ein Teil der „Mission“, eine klare, präzise und verständliche Vision zu haben (die 3 Cs: Clear, Concise & Comprehensable) und keine ideologisch verquartzten oder weichgespülten, nichtssagenden Organisationsstatements, die in Glas geätzt im Foyer und in den Besprechungsräumen hängen. Es bedarf auch der richtigen Strategien, Methoden, personellen und organisationalen Skills und dem permanenten Training. Die Vision hinter einem charismatischen „Leader“, der Begeisterung entfachen und weitertragen kann ist sicherlich der entscheidende Anfang, was ich gerade im politisch-sozialen Umfeld in den letzten Jahren stark vermisse. Wenn man klar, nachvollziehbar und mit den richtigen Beispielen argumentiert, kann man Dynamik und Begeisterung entfachen. Das erlebe ich immer bei meinen und Vorträgen von Kollegen.

Schauen Sie sich zum Beispiel meinen Keynote Speaker Kollegen Dirk Kreuter an – sein Event Vertriebsoffensive zieht Monat für Monat tausende Verkäufer an, die anschließend voller Motivation und Begeisterung für ihren Arbeitgeber den Vertrieb nach vorn bringen wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Teilnehmer bei Dirk Kreuter aus dem ökosozialen Bereich kommen, dabei wäre das dringend nötig, wenn ich die Fundraiser sehe, die an meine Haustüre klopfen. Zielgruppengerechte, flexible Ansprache, Bedarfsanalyse, Argumentationstechnik, Einwandbehandlung, Abschlusswillen: Fehlanzeige! Auf ein einfaches „vielen Dank, im Augenblick nicht“, ziehen sie mit ihren Broschüren von dannen.

Ich würde mir wünschen, wenn der ökosoziale Sektor die Berührungsängste abbauen würde und sich von mir und anderen Speakern, wo es thematisch passt, einmal für eine Initialzündung inspirieren und begeistern lassen würde.

SKA: Herr Lietz, vielen Dank für diese sehr unterhaltsamen und inspirierenden Einblicke. Eine letzte Frage zum Schluss. Insofern unsere Leser jetzt mit dem Gedanken spielen Sie für einen Impulsvortrag zu buchen. Von welchem Investment sprechen wir hier?

Holger Lietz: (lacht) Das Investment ist Zeit, Offenheit und die Bereitschaft sich Impulse aus einer anderen Perspektive anzuhören. Das Honorar ist mit Sicherheit Nebensache, wenn man selbst oder die Mitarbeiter inspiriert und begeistert zurückkommen – mit maximaler Schubkraft für das Business!

Gewinnen Sie 90 Minuten geballtes Wissen

Exklusiv für Leser unseres Blogs: Unter allen Kommentaren auf diesen Beitrag verlosen wir einen Gutschein in Höhe von 750 Euro für einen Inhouse-Impulsvortrag von und mit Holger Lietz. Voraussetzung: Sie vertreten ein Unternehmen oder eine Organisation aus dem ökosozialen Sektor. Vertreter konventioneller Unternehmen können bei der Verlosung leider nicht berücksichtigt werden.

Freuen Sie sich auf 90 Minuten geballtes Wissen, spannende Unterhaltung und Inspiration auf höchstem Niveau. Buchen Sie Holger Lietz über die Website http://holger-lietz.de. Der Gutschein wird direkt mit Ihrer Rechnung verrechnet. Eine Auszahlung des Gutscheins in bar ist ausgeschlossen.

So funktioniert’s! Schreiben Sie einen Kommentar. Sagen Sie uns, warum Sie den Gutschein erhalten sollten und vergessen Sie bitte nicht Ihre Kontaktdaten anzugeben. Alle Kommentare, die bis zum 30. Juni eingehen und von Vertretern ökosozialer Unternehmen sind, nehmen an der Verlosung teil. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Fragen an Holger Lietz über das Kontaktformular auf holger-lietz.de oder als Kommentar hier im Interview.


Vita Holger Lietz

5 Star Keynote Speaker Holger Lietz

5 Star Keynote Speaker Holger Lietz

Holger Lietz ist der „Kampfpilot im Business“. Er überträgt anschaulich seine Erfahrungen und bewährte Methoden aus der Welt der Überschall-Jets auf die Anforderungen des komplexen und immer dynamischeren Business. Lietz startete seine Karriere mit einer Kampfpiloten-Ausbildung, war Luftwaffenoffizier und arbeitete in den letzten 20 Jahren als Marketing- und Vertriebsmanager im Top-Management nationaler und internationaler Unternehmen wie Procter & Gamble, dem Ravensburger Spieleverlag und American Express. Zudem machte er das Internet Start-up jobpilot.de (heute Monster.de) mit zum europäischen Marktführer.

Als einziger deutscher Redner kombiniert er Erfahrungen und Wissen aus Chefetage und Cockpit. Mit Überschall, Nachbrenner und klarer Sprache setzt er Impulse, die haften bleiben – für „Maximale Schubkraft für Ihr Business!“

Weitere Informationen auf www.holger-lietz.de.

Bildquellen

  • Maximale Schubkraft für die Green Economy – Interview mit Holger Lietz: Holger Lietz
pierre.schramm@ska-network.com'

von Pierre Schramm

Pierre ist Experte für Digital Leadership und strategisches Marketing in den digitalen Medien. Er verfügt über langjährige Managementerfahrung in der digitalen Wirtschaft sowie in rennomierten Verlagshäusern.

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